MenschSEIN…
Ich hatte im letzten Jahr eine Begegnung mit einem ganz jungen Familienvater. Er hat zwei kleine Kinder, sein Jüngstes war sechs Monate alt. Als wir uns dann intensiver begegneten, wollte er sich eigentlich gerade das Leben nehmen. Ich hatte per Zufall (?) im richtigen Moment mit ihm Kontakt aufgenommen. Ich hatte ihn bei einer Weiterbildung kennengelernt… wir hatten da schon tiefgreifende Gespräche und aus irgendeinem Impuls heraus meldete ich mich offensichtlich gerade zum richtigen Zeitpunkt bei ihm. Er antwortete mir sogar und sagte…
Ich wollte mir jetzt gerade das Leben nehmen.
Ich habe ihm angeboten, gleich einen LIVE-Call per ZOOM zu machen, was er dankend annahm. Er war komplett neben der Spur. Ein junger Familienvater, ein kräftiger, gesunder Familienvater, der keine Perspektiven mehr hatte. Denn wenn jemand sich das Leben nehmen will, dann ist er sehr verzweifelt, dann ist er in der Ohnmacht gefangen… er sieht keinen Ausweg mehr. Sein Herz war zerrissen.
Was war passiert, dass so ein junger und gesunder Mann sich das Leben nehmen will?
Er wollte es doch allen recht machen. Das war das Thema. Er hat sich verbiegen lassen, bis er nicht mehr wusste, wer er selbst ist. Ihm wurde gesagt…
Du musst jetzt deinen Beruf aufgeben.
Du musst jetzt Online-Coach werden, damit wir die finanzielle Fülle erreichen.
Seine Frau sagte ihm, wie er zu sein hat… der Coach sagte ihm, wie er zu sein hat… damit sie eine glückliche Familie sein können. Permanent wurde an ihm herumgerissen. Jeder wusste es besser, was er brauchte.
In unserem Austausch habe ich ihn dann gefragt…
Ja… ist ok, aber ich möchte jetzt von DIR wissen, was DU brauchst!
Es brauchte einiges, bis wir dann darauf kamen, dass er eigentlich für sein Leben gerne Trucks fährt. Er transportiert Holz. Das ist sein Leben. Er hat mir erzählt, wie er sich im Wald fühlt… wie er es mag, mit vollem Körpereinsatz die Stämme zu bearbeiten und dann mit dem Truck zu fahren.
Diese Freiheit bedeute ihm so viel… er könne es gar nicht in Worte fassen…
Wenn ich da im Wald oder im Truck bin, dann gehört mir die ganze Welt.
Ich fragte ihn…
Warum tust du es nicht einfach?
Weil die ‚Anderen‘ sagten, dass das andere besser ist. Doch wer… wer sagt denn das?
Als ich ihn über das Holz sprechen hörte und wie er sich im Truck fühlt, dann ist für mich klar, dass das sein Leben ist. WOW… da haben seine Augen wieder geglänzt… seine matten, leeren Augen bekamen Leben und begannen zu glänzen. Sein Gesicht strahlte wieder.
Also wer erlaubt sich zu urteilen, was für einen anderen richtig ist?
Das ist übergriffig. Das geht gar nicht. Natürlich haben wie immer beide Seiten eine 50:50 – Verantwortung … also das Gegenüber, der solche Aussage macht hat 50% der Verantwortung und der Empfänger genauso.
Der Empfänger wäre in der Verantwortung gewesen zu sagen…
NEIN! … ich mache DAS, was ich will… das, was MIR gut tut!
Aber natürlich hat ihm da der Mut gefehlt. Er ist ja noch sehr jung und wollte es eben allen recht machen. Er wollte der perfekte Familienvater sein… der perfekte Ehemann. Er wollte den Respekt seiner Frau… er wollte, dass sie sich bei ihm geborgen fühlt, dass er ihr ihren Luxus erfüllen kann.
Er hatte also Ansprüche, die er erfüllen kann, aber nicht auf diesem Weg.
Ein Mensch ist perfekt, wenn er bei sich ankommt, denn dann kommt er in die Kraft. Und wer sagt denn, dass man durch Holztransporte nicht genügend Geld für die Familie verdienen kann? Wer sagt denn das?
Es gibt viele Berufe, da denkt man, dass man nie auf einen grünen Zweig kommt, aber das ist nicht real. Was du daraus machst, ist entscheidend.
Es gibt da zum Beispiel eine Krankenschwester …
ich weiss jetzt einfach nur wie es in der Schweiz ist, aber in der Schweiz verdienen Krankenschwestern wirklich nicht viel, der Wertausgleich ist überhaupt nicht stimmig … doch diese Krankenschwester liebte diesen Beruf. Sie kann es nicht erklären, aber sie mag es, Menschen zu begleiten, denen es nicht so gut geht. Da blüht sie auf und jeder hat so etwas, wo er einfach aufblüht. Es mag in der der Gesellschaft so heissen, dass man da nicht genügend verdienen kann, doch lass das nicht zu deiner Realität werden. Wenn du einen solchen Beruf hast, wo man denkt, dass dieser nicht viel ‚abwirft‘, dann muss das nicht deine Realität sein.
Zurück zur Krankenschwester…
Sie liebt es auch, in der Wärme zu arbeiten… sie liebt die Sonne und das Meer. Nach einem gewissen Prozess mit sich selbst hat sie sich erlaubt, beides in Erfüllung gehen zu lassen… ihren Traumberuf auszuüben und gleichzeitig Sonne und Meer zu geniessen.
Sie arbeitet jetzt auf Mallorca und pflegt deutsche Klienten, die ausgewandert sind und dort krank werden. Diese Menschen sind finanziell entsprechend gut gestellt. Sie wurde also zu einer persönlichen Krankenpflegerin. Jetzt hat sie genügend Verdienst, lebt dort, wo sie leben wollte … in der Wärme, an der Sonne … und hat nun dieses Leben, das sie sich immer ersehnt hat. Sie hat sich erlaubt, alles zu verwirklichen… sich nicht von gesellschaftlichen Gedankenstrukturen begrenzen zu lassen.
Nur weil es für die Masse undenkbar ist, muss es für dich als Einzelperson nicht realisierbar sein?
Nochmal zurück zu diesem jungen Mann…
Es ist jetzt sechs Monate her. Er fährt wieder mit Stolz seinen Holztruck. Seinen kleinen Sohn, der lange Zeit Angst vor seinem eigenen Vater hatte, weil dieser sich nicht mehr spürte, weil er sich in seiner Ohnmacht verloren hatte … ist wieder stolz auf seinen Vater, hat keine Angst mehr, kann ihn wieder umarmen und ihm ein Küsschen geben und sich anvertrauen. Ist das nicht wunderschön?
Es zeigt doch auf, dass wenn man auch mal nicht der perfekte Elternteil ist, kann man sich doch wandeln.
Als er damals sagte…
Am besten bringe ich mich um. Ich bringe nur Unglück. Meine Kinder haben Angst vor mir. Sie haben es besser, wenn ein anderer sich um sie kümmert…
Da musste ich vehement eingreifen und sagte…
Stopp, stopp, stopp! Niemand ist besser, als der leibliche Vater.
Er sagte…
Ja, aber was kann ich ihnen noch beibringen?
Und ich sagte ihm…
Sie lernen jetzt von dir, dass man auch aus schwierigen Situationen wieder herauskommt und weiter gehen kann, dass jeder sich ändern kann, wenn er will.
Und er hat’s getan. Es hat viel Umdenken für ihn gefordert, sich zu erlauben, sich selbst zu sein. Es hat ihn viel, viel Mut gekostet, denn er wollte ja der perfekte Vater und Ehemann sein, indem er sich verbiegen liess. Jetzt durfte er erkennen, dass er eben der perfekte Mann ist, …
wenn er sein SELBST lebt …
weil er da in seiner Kraft ist …
weil er da respektiert und wertgeschätzt wird …
weil er da auch liebevoll sein kann …
weil er nicht mehr permanent in einer Ohnmacht ist, falsch zu sein.
Also schau auch du, wenn du innerliche Nöte hast, wenn du nicht mehr weisst, wer du bist … geh auf den Weg und suche DICH. Versuche nicht, davon zu laufen. Versuche nicht, anderen die Schuld zu geben. Versuche einfach, DICH zu finden.
Das ist der Schlüssel.
Sein SEIN zu erkennen… seine wahre Lebensfreude.
Was macht dich aus?
Was begeistert dich?
Wo verlierst du Raum und Zeit, wenn du etwas mit Begeisterung tust?
Das nährt dich und in dieser Kraft bist du wieder attraktiv für deinen Partner. In dieser Kraft hast du mehr als genug Energie für deine Kinder. In dieser Kraft kannst du andere begleiten, denen es nicht so gut geht.
Nur dann natürlich, wenn du es willst und wenn es für dich stimmig ist … nur dann!
Menschen begleiten, das kann man auf ganz viele Wege. Einfach mal für jemanden da sein. Man muss also nicht Coach sein, um Menschen zu begleiten. Eltern begleiten ihre Kinder. Oder man kann Coach auf so viele Wege sein… Sportcoach, Ernährungscoach, Persönlichkeitsentwicklungscoach. Aber auch in Dingen, denen man sich gar nicht so bewusst ist, ist man ein Coach. Steuerberater und viele weitere Berufe… das ist also ein grosses Feld.
In diesem Zusammenhang bitte ich dich, es nicht an Worte fest zu knüpfen, sondern schau einmal, wo du anderen Menschen Entlastung schenkst. Und wenn du nur für die Nachbarin einkaufen gehst oder die Nachbarin einmal zum Essen einlädst, weil sie vielleicht alleine ist oder sie einfach mal zu einem Kaffee rüber winkst. Eine kleine Aufmerksamkeit… eine kleine Geste. Das kann man nur, wenn man bei sich angekommen ist. Dann kann man es in Freude und in Leichtigkeit tun… sonst laugt es einen noch mehr aus und kostet einen noch mehr Energie. Dann macht es plötzlich Spass… dann kostet es keine Kraft, sondern es nährt dich. Man hat dann Zeit für diese Nachbarin, die vielleicht schon seit Jahren alleine lebt und nicht viel menschlichen Kontakt hat, kann ihr einfach zuhören und Freude an ihren Erfahrungen haben. Es nährt euch beide.
In diesem Sinne wertschätzt euch gegenseitig und vergiss nie, wer DU bist!
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