· 

MenschSEIN ❤️ Eintrag 09

 

MenschSEIN…

Zum MenschSEIN gehört auch dazu, dass wir verurteilen…

Mann, wie bescheuert muss man sein, dass wir dies oder jenes machen?

 

► Kennst du das?

Oh Mann, ist der dumm. Hast du gesehen, was er gemacht hat?

 

Oder im Freibad…

Boah, ist die fett! Schau mal deren Haut an…  oder irgendetwas in dieser Art…

 

► Nicht schön… das ist gar nicht schön, so zu reden.

 

Ich möchte dir jetzt einmal aufzeigen, was da genau passiert, denn mit solchen Sprüchen ist man so unendlich schnell. Wenn du das machst, dann wertest du einen Menschen mit Worten ab.

 

► Die Frage ist, warum machen das Menschen?

► Warum werten sie andere Menschen ab?

 

Um sich selbst höher zu stellen. Ja, genau das passiert in dem Moment. Man fühlt sich dann stark. Man stellt sich also über einen Menschen. Fakt ist, dass wir Menschen gleichwertig sind. Es ist keiner besser als der andere. Ja… auch ein Professor, ein Studierter ist nicht besser, als ein Handwerker. Nein, er ist einfach Mensch. Er hat unter dem Strich die gleichen Grundbedürfnisse. Vor allem muss er überhaupt nicht intelligenter sein. Er hatte einfach andere Gelegenheiten.

 

Das finde ich, ist erstmal das Wichtigste, dass man sich das ins Bewusstsein holt, dass man mit solchen Gesten andere Menschen abwertet.

Zum anderen zeigt es mir, dass dies ein Mensch mit ganz wenig Selbstvertrauen ist. Denn wenn du vollkommen bei dir angekommen bist, brauchst du nicht mehr andere Menschen abzuwerten… andere schlecht zu machen, um dich besser zu fühlen.

Du bist einfach zufrieden mit dir und deinem SEIN und du beginnst zu fragen…

 

Warum hat dieser Mensch dies oder jenes gemacht?

 

Denn es hat ja immer einen Grund, warum Menschen gewisse Handlungen tun. Vielleicht wusste er es einfach nicht besser… er wurde von der Angst gelenkt… ihm fehlten die Mittel, um anders zu handeln.

Es hat immer einen Grund, aber danach fragen wir uns gar nicht. Wir sind viel schneller mit Abwertungen, als mit Einfühlung. Ja, das hat mit Einfühlung zu tun, wenn man nachfragt…

 

Hey, warum hat dieser Mensch so gehandelt, wie er gehandelt hat?

Was hat ihn dazu bewogen?

 

Sehr oft ist es tatsächlich so, dass der Mensch einfach nichts anderes konnte, dass er aus einem anderen Umfeld kommt und man dort andere Prioritäten gesetzt hat.

 

Das passiert im Alltag, im ganz Kleinen, wenn Paare zusammen wohnen.

In der Partnerschaft gibt es so viele kleine Missverständnisse oder Reibungspunkte. Das bekannteste und immer wieder erwähnte ist die Zahnpastatube. Für den einen ist es nicht störend, dass die Zahnpastatube offen bleibt oder wie sie daliegt, für den anderen schon. Für den anderen ist das je nach dem sogar ein Stressfaktor.

Wie kann eine Zahnpastatube ein Stressfaktor sein?

Ganz einfach… ihm wurde dieser Wert so übermittelt. Es gab einen Menschen, der schier ausgeflippt ist, wenn dieser Mensch die Zahnpastatube nicht korrekt verschlossen hat. Und genau das lebt jetzt dieser Mensch bei seinem Partner und seinen Kindern aus. Denn er hat gelernt, wie unglaublich wichtig es ist, diese Zahnpastatube zu verschliessen.

 

Ist das falsch? Nein. Es ist, wie es ist.

 

Um ganz ehrlich zu sein, ist es eine Begrenzung für denjenigen, der auf diese ‚Kleinigkeiten‘ pocht… ja, für ihn ist es eine Begrenzung. Wenn ihn so etwas in Stress versetzt …

also wegen einer Zahnpastatube und ich möchte das nicht abwerten, sondern nur aufzeigen, damit du deinen Alltag unter die Lupe nehmen kannst, um dir deinen eigenen Stressfaktoren bewusst zu werden

… dann hast du es eng um dich, dann bist du begrenzt. Denn im Stress, in der Angst, in unguten Gefühlen wirst du eng und klein. Da bist du nicht in der Kraft… das sind kraftsaugende Momente.

Ich übrigens mag es, die Zahnpastatube verschlossen zu haben und ich richte sie jedes Mal aus… jedes Mal. Ich mag das einfach. Bei uns hat jeder so seine Lieblingszahnpasta und seine Vorlieben. Es hat aber nichts mit Stress zu tun. Ich mag Ordnung… ich mag System. Ich mag das, aber es stresst mich nicht mehr und das ist der Unterschied. Ich beginne deswegen keine Diskussion. Ich flippe nicht aus… es triggert mich nicht… ich richte das einfach während des Zähneputzens wieder aus. Es kostest mich keine Arbeit und keine Mühe.

Ich habe natürlich auch das Glück, dass alle die Zahnpastatube zumindest verschliessen. Also da habe ich schon achtsame Mitmenschen.

 

Als mein neuer Lebenspartner bei uns einzog, hatte er andere Gewohnheiten. Plötzlich waren gewisse Dinge in der Küche an einem anderen Ort verräumt. Da hatte ich keinen Stress. Das hätte mich früher tatsächlich getriggert. Aber jetzt stresst es mich nicht mehr und das dient zu meiner Entlastung.

Man kann ja miteinander reden. Dann frage ich halt…

 

Hast du dies oder jenes gesehen. Wo hast du das verräumt?

 

Es ist kein Stressfaktor mehr. Und das dient meiner Entlastung.

 

Es hat auch viel mit Respekt zu tun, dass wenn man merkt, dass der eine es unbedingt auf diese Art braucht, dass man dem Raum gibt und vielleicht einmal nachfragt…

 

Hey, mir ist aufgefallen, dass du magst, wenn die Zahnpastatube (es gibt natürlich viele andere Beispiele) immer verschlossen und ausgerichtet ist. Wieso ist das so wichtig für dich?

 

In dem Moment kann es dem anderen auch bewusst werden, dass er da vielleicht ein bisschen ‚engstirnig‘ unterwegs ist und er kann dem Raum geben.

Ich wurde halt auch so erzogen. Ordnung muss sein… ja, ich wurde damit geprägt und ich mag es wirklich. Es fällt mir vieles einfacher. Ich muss nicht suchen… ich weiss, wo die Dinge sind. Das mag ich. Und doch… mein jüngster Sohn ist ein absoluter Chaot. Das ist unglaublich. Es geht jetzt nicht darum, ihm das Chaos zu verbieten… also ich verbiete das Chaos nicht. Das hätte ich vor ein paar Jahren noch gemacht. Jetzt mache ich das nicht mehr.

 

Zum Beispiel…

Ich mache die Wäsche für alle. Mein jüngster Sohn kann keine Socke richtig ausziehen. Ich wasche es ihm, aber er muss jede einzelne Socke wenden und zusammenlegen. So habe ich den Stress rausgenommen, als wenn ich andererseits jedes Mal eine Diskussion anfangen würde. Ich entscheide mich immer, ob ich dem Energie schenken will… ja oder nein. Und wegen Socken zu diskutieren … nein, tut mir leid … da ist mir meine Lebensenergie zu schade dafür. Also mache ich das einfach nicht. Ich lege für mich fest, wie es sein muss, damit es für mich stimmig ist und dann gehe ich damit. Also egal, wie alt jemand ist. Mein Sohn wird jetzt bald 12 Jahre alt und wir machen das wirklich schon seit Jahren. Und wenn er mal jammert…

Wieso machst du allen die Socken und mir nicht? … dann sage ich …

Ach… warum denkst du, dass ich sie bei dir nicht zusammenlege? Er dann… Nur weil ich sie nicht drehe?

Ja, genau deshalb. Ziehe sie richtig aus und ich mache auch dir die Socken fertig.

 

Es ist also wichtig, einfach auch bei sich zu bleiben und nicht überall den Stress zu suchen. Dann musst du dein Gegenüber auch nicht verurteilen und abwerten. Lass ihn in seinem SEIN. In seinem, für mich chaotischen Zimmer, findet er tatsächlich das meiste. Es kommt auch mal vor, dass einmal etwas in der Masse verloren geht, aber das ist sein Thema. Wenn er etwas sucht, was er unbedingt will und nicht findet, biete ich ihm jedes Mal an…

 

Wollen wir wieder mal zusammen aufräumen?

 

Ein paar Systeme konnte ich ihm sogar schon schmackhaft machen. Es gab eine Zeit, da war sein Zimmer so überstellt, dass ich mir einen Weg an sein Bett oder Kleiderschrank bahnen musste. Nach dem Räumen hat er gemerkt, dass es auch ihm Raum gibt, wenn es aufgeräumt ist. Er hat für sich alleine aufgeräumt und hat sich richtig reingekniet und sagte am Schluss…

 

WOW… das hat gut getan. Schau mal, mein Zimmer ist auf einmal so gross!

 

Also wie du siehst, geht es darum auch den anderen Menschen den Raum zu lassen so zu sein, wie sie sind und sie nicht als ‚falsch‘ zu verurteilen. Sie sind einfach anders.

Und genau das macht uns ja aus, dass wir anders sind. Und genau so soll es ja sogar sein. Denn mit jedem Anderssein ergänzen wir das Gegenüber. Es ist nicht gut, wenn wir alle genau gleich sind. Auf das werden wir aber seitens des Systems ja hintrainiert. Jeder wird von Baby an, dann als Kleinkind oder Jugendlicher in eine Schublade gesteckt und wenn er nicht reinpasst, ist er ausserhalb der Norm. Dann wird therapiert, herumgefeilt, geschliffen und bedauerlicherweise verformt.

 

Man verliert sich und im Erwachsenenalter geht man dann wieder auf die Suche nach sich selbst.

 

Lass dein Gegenüber so sein, wie er ist. Suche nach seinen Stärken und bemängele nicht sein Anderssein. Werte dein Gegenüber niemals ab oder versuche nie, ihn klein zu machen. Das sagt nur etwas über DICH aus, dass du noch nicht in deiner Kraft, in deiner Grösse angekommen bist.

 

 

Suche DICH, stärke DICH, achte DICH und schätze DICH … anstatt andere zu verurteilen. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0